IFRS Conversions für Startups

von
Constance Karbalaie & Lukas Lopau
Veröffentlicht
May 7, 2025

Eine IFRS-Conversion kann für Startups ein echter Gamechanger sein – erfahre, warum ein frühzeitiger Umstieg auf internationale Rechnungslegungsstandards den entscheidenden Vorsprung bringen kann.

Lukas: Constance, ich höre immer wieder, eine IFRS Conversion sei insbesondere für wachsende Startups wichtig . Aber was genau ist eine IFRS Conversion?

Constance: Gute Frage, Lukas. Eine IFRS Conversion bedeutet, ein Unternehmen stellt seine Rechnungslegung von z. B. HGB (Deutsche Rechnungslegung) auf die internationalen Rechnungslegungsstandards (IFRS) um. Der grundlegende Unterschied zwischen HGB und IFRS liegt darin, dass das HGB vor allem dem Gläubigerschutz dient und daher eher vorsichtig bilanziert wird, während IFRS auf die Investorenperspektive ausgerichtet ist und das wirtschaftliche Potenzial eines Unternehmens transparenter darstellt, also eine transparentere und wirtschaftlichere Sicht der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage spiegelt. Für ein Startup kann IFRS beispielsweise vorteilhaft sein, weil es das Wachstum und den Unternehmenswert klarer nach außen zeigt – ein Pluspunkt bei Investoren- oder Finanzierungsrunden.

Lukas: Und warum sollte das ein Startup überhaupt interessieren?

Constance: Viele denken, das sei erst relevant, wenn ein Börsengang (IPO, Initial Public Offering) vor der Tür steht. Aber: Wer früh umstellt, schafft sich Flexibilität – gerade, wenn Investoren oder internationale Partner an Bord kommen sollen. Eine Conversion ist wie ein Upgrade der Finanzinformationen. Man sendet damit ein Signal: „Wir sind professionell und bereit für den nächsten Schritt.“

Lukas: Klingt nach viel Aufwand. Was bringt das konkret?

Constance: Stell dir vor, ein internationaler Investor interessiert sich für dein Unternehmen. Der ist mit IFRS oftmals vertrauter als mit HGB. Eine saubere IFRS-Berichterstattung erhöht somit Vertrauen, verbessert die Vergleichbarkeit – und kann Kapitalbeschaffung erleichtern. Besonders in M&A-Prozessen, also Unternehmenstransaktionen, wird das zunehmend vorausgesetzt.

Lukas: Was sind typische Auslöser für eine solche Conversion?

Constance: Klassische Fälle können beispielsweise ein geplanter Börsengang, der Einstieg eines (internationalen) Private Equity-Hauses bzw. eines Investors oder auch eine größere strategische Neuausrichtung sein. In diesen Fällen wird oft eine indikative Conversion gewählt – also freiwillig, aber mit einem klaren Ziel. Bei einem IPO benötigt man beispielsweise IFRS-Zahlen für mehrere Jahre (je nachdem, zwei bis drei Geschäftsjahre) – diese müssen außerdem von einem Wirtschaftsprüfer testiert werden. Wenn man erst mit der Transaktion anfängt, wird es zeitlich oftmals eng.

Lukas: Und wie läuft so eine Umstellung ab?

Constance: Es gibt verschiedene Ansätze. Manche starten mit sogenannten „Shadow Accounts“, also Excel-basierten Überleitungen. Andere gehen direkt auf eine tiefere Integration in die Systeme, die langfristig robuster ist. Wichtig ist: Man braucht neben Accounting-Wissen auch Prozesse, Systeme und die richtigen Leute – Change Management inklusive.

Lukas: Gibt es Risiken, wenn man zu spät umstellt?

Constance: Auf jeden Fall. Wer unter Zeitdruck umstellt, riskiert Fehler in den Zahlen, Ineffizienzen – oder sogar Verzögerungen bei strategischen Vorhaben. Durch fehlende Vorjahreszahlen können häufig wichtige Kennzahlen wie Umsatzwachstum oder Ergebnisentwicklung nicht über mehrere Jahre hinweg konsistent dargestellt und beispielsweise Wachstumspotentiale aufgezeigt werden.

Lukas: Also lieber früh als spät?

Constance: Absolut. Eine frühzeitige IFRS-Umstellung ist häufig effizienter und kostengünstiger, da Strukturen noch nicht zu komplex sind und weniger externe Beratung erforderlich ist – im Gegensatz zu zeitkritischen Umstellungen z. B. vor einem Börsengang; zudem können Mitarbeitende früh eingebunden und geschult werden. Wer IFRS früh mitdenkt, kann das Thema strategisch nutzen – nicht als Pflicht, sondern als Chance.

Lukas: Danke dir, Constance. Ich glaube, viele Gründer:innen unterschätzen das Thema – aber du hast es ziemlich gut auf den Punkt gebracht.