Term Sheets – Die Grundlage für erfolgreiche Startup-Investitionen

von
André Giesen
Veröffentlicht
June 4, 2025

Term Sheets bieten Startups und Investor:innen eine klare und transparente Grundlage für Investitionsverhandlungen. André Giesen erklärt, wie sie helfen, Missverständnisse zu vermeiden und den Weg für erfolgreiche Finanzierungsrunden zu ebnen.

SHE Innovates: André, Du bist Senior Manager bei KPMG Law und berätst Startups und Investor:innen in rechtlichen Fragen. Was macht ein Term Sheet so wichtig für junge Unternehmen?

André: Ein Term Sheet hat bei Investitionsverhandlungen essenzielle Bedeutung, weil es die grundlegenden Bedingungen einer Investition festlegt, bevor es in die Verhandlung einzelner Detailfragen zum Abschluss eines endgültigen Vertrags geht. Es dient als Blaupause, die sicherstellt, dass alle Parteien die gleichen Erwartungen haben und Missverständnisse vermieden werden. Gerade für Startups ist es wichtig, klare Vereinbarungen über die Bewertung, die Höhe der Investition und die Bedingungen zukünftiger Finanzierungsrunden zu treffen.

SHE Innovates: Welche Vorteile bietet ein Term Sheet für GründerInnen?

André: Ein Term Sheet bietet mehrere entscheidende Vorteile. Erstens schafft es eine klare Struktur für die Verhandlungen, die es den Gründer:innen ermöglicht, ihre Vision und die Bedingungen ihrer Zusammenarbeit mit den Investor:innen deutlich zuartikulieren.  Dies gewährleistet, dass die eigenen Unternehmensziele und Werte gewahrt bleiben.

Darüber hinaus ermöglicht ein Term Sheet den Gründer:innen, die Rahmenbedingungen für zukünftige Finanzierungsrunden zugestalten. Dies ist besonders wichtig, um sicherzustellen, dass die zukünftige Finanzierung das Startups nicht durch bereits vorhandene Investoren unangemessen eingeschränkt wird und dass die Gründer:innen weiterhin einenbedeutenden Einfluss auf die Unternehmensführung haben.

Letztlich trägt ein gut ausgearbeitetes Term Sheet dazu bei, die Verhandlungen effizienter zu gestalten und die Erfolgschancen fürden Abschluss einer Investitionsvereinbarung zu erhöhen. Dies ist besonderswertvoll für Gründer:innen, die oft mit begrenzten Ressourcen arbeiten und ihre Zeit und Energie auf das Wachstum ihres Unternehmens konzentrieren müssen.

SHE Innovates: Was sollte in einem TermSheet unbedingt enthalten sein?

André: Ein Term Sheet sollte die Art der Zusammenarbeit, die Höhe und Verwendung der Investition, die Bewertungdes Startups und den Umfang und die Art der Beteiligung regeln. Auch Reporting-Regelungen, Exklusivitätsvereinbarungen sowie Exit-Strategien sindwichtige Bestandteile. Diese Punkte legen die Grundlage für die weitere Zusammenarbeit und sollten sorgfältig ausgearbeitet werden. Sofern vorher nochkeine Vertraulichkeitsvereinbarung (auch „NDA“ genannt) geschlossen wurde, sollten diesbezügliche Regelungen ebenfalls in das Term Sheet mitaufgenommen werden.

SHE Innovates: Wie verbindlich ist ein Term Sheet?

André: Rechtlich gesehen ist ein Term Sheet in der Regel nicht verbindlich, es sei denn, es enthält spezifische Klauseln wie Exklusivitäts- oder Verschwiegenheitsvereinbarungen. Es bildet den aktuellen Verhandlungsstand und die mündlichen Absprachen ab. In der Praxishalten sich die Parteien jedoch oft an die im Term Sheet festgelegten Bedingungen, da es die Grundlage für den späteren Vertrag bildet.

SHE Innovates: Welche Herausforderungen können bei der Erstellung eines Term Sheets auftreten?

André: Oftmals erweisen sich die Komplexität der Bedingungen, die erforderliche Zukunftsplanung und Interessenkonflikte zwischen den Parteien als wesentliche Herausforderungen. Die Bedingungen des Term Sheets können komplex sein und erfordern rechtliches und finanzielles Fachwissen, um Missverständnisse zu vermeiden. Auch die Zukunftsplanung ist entscheidend, da die Vereinbarungen langfristig sinnvoll und vorteilhaft sein müssen. Interessenkonflikte entstehen, wenn Gründer:innen die Kontrolle über ihr Unternehmen behalten möchten, während Investor:innen Einfluss und Sicherheiten verlangen. Ein erfahrener Berater kann dabei helfen, diese unterschiedlichen Interessen auszugleichen und eine ausgewogene Lösung zu finden.

SHE Innovates: Zum Abschluss, welche Tipps würdest Du Gründer:innen geben, die ein Term Sheet in Betracht ziehen?

André: Ich empfehle, sich umfassend über die Bestandteile eines Term Sheets zu informieren und professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Ein gut ausgearbeitetes Term Sheet kann den Unterschied zwischen einer erfolgreichen und ein ergescheiterten Investition ausmachen. Es ist wichtig, offen für Verhandlungen zu sein, aber auch darauf zu achten, dass die eigenen Interessen gewahrt bleiben.

Zur Person:
André Giesen ist Senior Manager bei KPMG Law im Bereich Legal Corporate Services. Er berät als Rechtsanwalt seit knapp 10 Jahren Startups und Unternehmen in gesellschaftsrechtlichen Fragen, insbesondere bei Finanzierungsrunden und Expansionen. Seine umfangreiche Erfahrung in M&A-, Private Equity- und Venture Capital-Transaktionen macht ihn zu einem gefragten Experten in der Startup-Szene.